Wie stellt man ein Skizzenbuch richtig her?

Wie man ein Skizzenbuch richtig herstellt

Ein Skizzenbuch mit harter Decke muss robust sein, weil es potenziell sehr unterschiedlich genutzt wird – insbesondere, wenn wasserbasierte Techniken wie Aquarell, Gouache oder Washes mit flüssigem Graphit bzw. Tusche ins Spiel kommen. Welche Papiere sich für diese Art der Arbeit eignen, beschreiben wir in einem anderen Beitrag. Hier erklären wir, was beim Zusammenfügen eines solchen Skizzenbuchs zu tun ist, damit es im Gebrauch nicht auseinanderfällt – und warum.

Auf der Zeichnung sehen Sie die Stellen, an denen besondere Sorgfalt – und mitunter spezielle Maßnahmen – erforderlich sind. Schauen wir sie uns an:

skizzenbuch koval

BESCHREIBUNG:
1 – Bezugsstoff/Überzugsmaterial
2 – Buchbinderpappe (harte Pappe)
3 – Heftlagen/Block (Papierlagen)
4 – Leim
5 – Gelenk, Verstärkung der Rückenverleimung
6 – Rückenleiste zur Versteifung der Decke
7 – Heftung/Faden

Heftung und Verleimung des Skizzenbuchs – das Wichtigste!

Die zentralen, kritischen Elemente der Konstruktion sind selbstverständlich die Heftung und der Leim. Von diesen beiden Faktoren hängt die Qualität der Verbindung der Lagen am meisten ab. Der Leim muss hochwertig sein, aber dünn aufgetragen werden, und die Heftung muss straff gezogen sein. Genau hier versagt die maschinelle Fertigung oft: Produktionslinien sind nicht für das Heften und Verleimen von dickem, steifem Papier konzipiert, sondern für gewöhnliches, leichtes Buchpapier bis ca. 100 g/m². Daher ist die Heftung in Skizzenbüchern häufig zu locker, und der Leim zu dick – was später zahlreiche Probleme verursacht.

Wenn wir Baumwollpapier oder generell stärkeres, steiferes Papier verleimen, muss der Leim gut eingearbeitet werden, und die Lagen müssen kräftig gepresst sein. Normales Garn reicht dafür nicht aus, weil es zu leicht reißt. Bei der Handheftung verwenden wir daher spezielle Mikro-Flechtgarne – die stärksten und langlebigsten Fäden weltweit. Ein zusätzlicher Vorteil: Sie sind wasserfest und ziehen keine Aquarellfarben aus dem Papier.

Damit der Leim besser in das Papier eindringen kann, wird der Rücken der Lagen zuvor manuell angeraut (mit einer speziellen Bürste).

Auch der Deckenrücken ist anders konstruiert: Anstatt einer weit vorstehenden Rückenleiste verwenden wir eine nah anliegende, relativ schlanke Rückenverstärkung, damit sich das Skizzenbuch plan aufschlagen lässt. Das erhöht den Arbeitskomfort und verhindert, dass sich das Buch von selbst schließt.

Ein Skizzenbuch darf nicht auseinanderfallen!

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anbindung des Blocks an die Decke. In den meisten seriengefertigten Skizzenbüchern wird – erneut nach Buchstandard – der Block über das sogenannte Vorsatzpapier (die Zwischenblätter zwischen Decke und erster/letzter Seite) „aufgehängt“. In Büchern ist das sinnvoll, in Skizzenbüchern jedoch der schwächste Punkt – ein Konstruktionsmangel. Bei Kontakt mit nassen Techniken führt er dazu, dass Skizzenbücher auseinanderfallen.

Darum befestigen wir den Block anders: Wir verkleben die gesamte erste Seite vollflächig mit der Decke. Das garantiert, dass der Block niemals aus der Decke herausfällt.

Einband

Wichtig ist auch die Versteifung der Decke selbst. Produktionszwänge veranlassen Massenhersteller oft, etwa 0,5 mm starke Pappe zu verwenden. In unserer handwerklichen Fertigung setzen wir Buchbinderpappe von 2 bis 2,5 mm Stärke ein (je nach Modell und Format). Das sorgt für deutlich mehr Steifigkeit und ein Gefühl von Solidität.

Über Überzugsmaterialien und Design ließe sich ein eigener Beitrag schreiben. Nur so viel: In Skizzenbüchern bekannter Marken kommen oft die günstigsten Überzugsmaterialien der Hersteller zum Einsatz – deshalb sehen diese Skizzenbücher alle gleich aus. In der Handfertigung suchen wir einzigartige, schöne und zugleich widerstandsfähige Überzüge.


Ich hoffe, dieser Einblick hat die Finessen der professionellen Skizzenbuchfertigung etwas nähergebracht. Wenn Sie Ihr Skizzenbuch selbst herstellen möchten, helfen Ihnen diese Informationen, viele häufige Fehler zu vermeiden, die aus dem blinden Kopieren der Buchbindetechnik resultieren. Denken Sie daran: Ein Skizzenbuch ist kein Buch – und es darf, ja muss anders gebaut werden.